Zu Zeiten vor dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes (CanG) habe ich intensiv mit der Alkoholextraktion von Cannabis experimentiert: Ziel war, mit Ethanol ein möglichst wirksames, sauberes Extrakt herzustellen, welches als F.E.C.O. (Full Extract Cannabis Oil) bezeichnet wird. Diese Arbeit hat mir tiefgehende Einsichten gegeben, nicht nur in die Technik der Extraktion, sondern auch in Löslichkeitsverhältnisse, Stabilitätsaspekte und schonende Verarbeitung. Seit Einführung der gesetzlichen Beschränkungen kann ich dieses Wissen nicht mehr direkt auf Cannabis anwenden – doch das Verfahren bleibt dasselbe, und ich wende es heute auf andere Kräuter, Harze und naturmedizinisch interessante Stoffe an (Weihrauch, Bitterkräuter usw.).
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Dieser Beitrag führt ausführlich in die Alkoholextraktion von Kräutern und Harzen ein, zeigt am Beispiel der klassischen „Großen Schwedenkräuter“ (Swedish Bitters / Schwedenbitter) ihre Zusammensetzung und Anwendung, erläutert Schritt für Schritt, wie man selbst Tinkturen und Extrakte herstellt, welche Rolle Alkoholkonzentration und Wasser spielen, wie man den Alkohol schonend entfernt oder aufkonzentriert, und worauf man achten muss. Zudem gebe ich eine Auswahl von 20 weiteren Kräutern, die sich gut zur Extraktion eignen.
Bevor wir starten, ein Hinweis: Im Internet kursieren viele falsche oder übertriebene Angaben — etwa, man könne mit Isopropanol, Aceton oder billigem Spiritus einfach alles extrahieren – das ist riskant oder unsinnig. Ich werde explizit warnen.
Und: Dieser Text ist als fundierte Informationsquelle gedacht, nicht als Heilmittelanleitung. Du findest am Ende einen Disclaimer.
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Was ist Alkoholextraktion? Grundlagen
Definition & Prinzip
Eine Tinktur (im engeren Sinne) ist eine Lösung aus Pflanzenteilen oder Harz in Ethanol (Weingeist / Trinkalkohol) als Lösungsmittel. Durch das Lösungsmittel werden bioaktive Inhaltsstoffe (Flavonoide, Terpene, ätherische Öle, Harzbestandteile, Alkaloide, Bitterstoffe etc.) aus der festen Pflanze gelöst und in flüssiger Form verfügbar gemacht.
Alkoholextraktion verbindet Eigenschaften von polaren und weniger polaren Lösungsmitteln: Ethanol kann sowohl wasserlösliche als auch organisch lösliche Stoffe extrahieren – je nach Konzentration und Mischverhältnis.
Man unterscheidet typischerweise:
Mazeration / Kaltextraktion: Kräuter werden über Stunden bis Tage in Alkohol eingelegt.
Perkolation / Reperkolation: Das Lösungsmittel wird durch das Pflanzenmaterial hindurchgeführt.
Reflux / Heißextraktion (unter moderater Wärme).
Ultraschall- oder Mikrowellen-unterstützte Extraktion (fortgeschrittenere Verfahren).
Jede Methode hat Vor- und Nachteile bezüglich Effizienz, Temperaturstress, Zersetzung und Aufwand.

Einfluss von Alkoholkonzentration & Wasseranteil
Der Ethanol-Anteil ist ein kritischer Parameter:
Zu niedriger Alkoholanteil (z. B. < 20 Vol-%) kann die Haltbarkeit gefährden und manche lipophile Stoffe nicht extrahieren.
Sehr hoher Alkoholanteil (z. B. 90 % oder mehr) kann zwar stark lipophile Stoffe lösen, aber weniger polare Verbindungen schlechter extrahieren als moderate Konzentrationen.
Einige Studien zeigen, dass Extrakte mit 50 % Ethanol oft höhere Gesamtphenolgehalte liefern als solche mit 90 % Ethanol. ScienceDirect
In einem Review wird Ethanol allgemein als vorteilhaftes Lösungsmittel hervorgehoben, da es ein weites Spektrum an Komponenten lösen kann und in Lebensmitteln/Pharma akzeptiert ist. MDPI
Außerdem wirkt Wasser als Mitlöser für stark polare Stoffe, kann aber auch das Risiko mikrobieller Besiedlung erhöhen, wenn der Alkoholgehalt zu niedrig ist.
Ein gutes Tinkturenrezept liegt oftmals bei etwa 30–70 % Ethanol je nach Zielmolekülen und verwendeten Kräutern. Bei der Schwedenkräutermischung habe ich mich für einen Alkhoholanteil von 65 % entschieden (für die Extraktion harzhaltigen Bestandteile) und werde die Tinktur später auf 50 % reduzieren.

Geschichte & Ursprung
Schwedenkräuter oder Schwedenbitter („Swedish bitters“) ist eine traditionelle Kräutermischung die auf Rezepte aus der Renaissance zurück geht, insbesondere auf den Arzt Paracelsus. Später im 20. Jahrhundert popularisierte die Kräuterexpertin Maria Treben die „Schwedenkräuter nach alter Rezeptur“. Zahlreiche der enthaltenen Pflanzen – wie Wermut, Enzian und Angelikawurzel – wurden bereits in der Klosterheilkunde verwendet. Besonders die Universalgelehrte Hildegard von Bingen (1098-1179) empfahl viele dieser Bestandteile zur Stärkung der Verdauung, zur Reinigung des Körpers und zur geistigen Klarheit. Sie gilt als eine der ersten systematischen Kräuterkundlerinnen Europas. In ihren Werken Physica und Causae et Curae beschrieb sie den Zusammenhang von Ernährung, Kräutern und seelisch-körperlichem Gleichgewicht. Ihr Ansatz war ganzheitlich – eine Sichtweise, die bis heute in der modernen Phytotherapie fortwirkt.
Zwar entsprechen ihre Beschreibungen nicht modernen wissenschaftlichen Kriterien, doch viele ihrer Empfehlungen wurden später durch phytochemische Untersuchungen bestätigt – etwa die verdauungsfördernde Wirkung des Wermuts oder die entspannenden Eigenschaften der Angelikawurzel.
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Inhaltsstoffe & Wirkungen der Schwedenkräutermischung
Die von mir verwendete Mischung enthält: Muskatnuss, Wermutkraut, Angelikawurzel, Theriak, Rhabarberwurzel, Myrrhe, Zitwerwurzel, Kieselerde, Enzianwurzel, Tonerde, Eberwurzel, Muskatblüte, Kampfer, Tormentillwurzel, Sennesblätter und Safran.
- Wermutkraut – fördert Verdauung und Leberfunktion; bitterstoffreich.
- Angelikawurzel / Engelwurz – verdauungsfördernd, krampflösend, tonisierend, mild wärmend.
- Myrrhe – entzündungshemmend, wundheilend, antiseptisch, adstringierend.
- Enzianwurzel – stärkt den Magen, aktiviert Verdauungssäfte.
- Rhabarberwurzel & Sennesblätter – verdauungsfördernd, abführend (laxierend), nur niedrig dosieren.
- Muskatnuss & Muskatblüte – fördern Kreislauf und Verdauung, bereits in kleinen Mengen wirksam.
- Kampfer – stimulierend, durchblutungsfördernd, antiseptisch.
- Safran – stimmungsaufhellend, antioxidativ, tonisierend.
- Theriak – komplexe Gewürz- und Kräutermischung, traditionell als „Allheilmittel“.
- Kieselerde & Tonerde – stabilisieren Suspension und binden unerwünschte Rückstände.
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Diese Kombination deckt sowohl Bitterstoffe (Verdauung), Harze (antiseptisch), ätherische Öle (belebend) als auch Mineralanteile ab – ein ganzheitlicher Ansatz, der im Sinne Hildegards steht: „Die Natur heilt durch Maß und Mischung.“
Schon Hildegard von Bingen empfahl Wermut zur Unterstützung der Verdauung und zur Reinigung des Blutes. Moderne Studien bestätigen inzwischen die Bitterstoffwirkung auf Galle und Leberfunktion.
Zur wissenschaftlichen Evidenz: Die Wirkungen solcher Mischungen sind meist wenig durch klinische Studien belegt. Eine in vitro-Studie listet als Bestandteil von „Swedish bitters“ Aloin, Curcumin etc. in Zusammenhang mit antikanzerogenen Aktivitäten. ScienceDirect
Bitters im Allgemeinen werden in moderner Literatur als Stimulatoren von Geschmackssinn, Speichelfluss, Verdauungssäften gesehen – mit positiver Wirkung auf Verdauung und Metabolismus. PMC+1
Eine Übersichtsarbeit „Bitters: Time for a New Paradigm“ betont, dass Bitterrezeptoren (im Mund und Darm) über Reflexwege Verdauungsprozesse anregen können. PMC
Welche Vorteile können Schwedenbitter haben?
Verdauungsförderung: Schwedenbitter fördern die Verdauung und lindern Verdauungsstörungen, Blähungen, Reizdarm. Wirkt mild abführend.
Entzündungshemmend: Schwedenkräuter haben starke entzündungshemmende Eigenschaften.
Immunsystemstärkung: Sie stärken das Immunsystem und helfen, Infektionen vorzubeugen.
Schmerzlinderung: Besonders bei Muskeln und Gelenken und rheumatischen Beschwerden.
Blutreinigung und Entgiftung: Unterstützen den Körper bei der Entgiftung und fördern die Hautgesundheit.
Antioxidativ: Einige der enthaltenen Kräuter wie Safran und Kamille haben starke antioxidative Eigenschaften, die dabei helfen, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen.
Hautpflege: Können bei Hauterkrankungen, Wunden und Akne angewendet werden.
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Einsatzgebiete von Schwedenbitter:
Magen-Darm-Probleme: Zur Unterstützung bei Verdauungsstörungen und zur Förderung der Leber- und Gallenfunktion.
Hautpflege: Als äußerliche Anwendung bei Hautproblemen wie Akne, Ekzemen, und Entzündungen.
Schmerzlinderung: Bei Gelenk- und Muskelschmerzen.
Stress und Schlafprobleme: Zur Beruhigung und Unterstützung der Nerven.
Blutreinigung und Entgiftung: Für die allgemeine Gesundheit und zur Unterstützung der Entgiftungsorgane.
Wichtig: Diese Wirkungen sind keine Heilversprechen, sondern potenzielle physiologische Effekte, die individuell verschieden sind.
Anwendung & Dosierung
Oft wird Schwedenbitter in Tropfenform eingenommen (je nach Stärke der Tinktur z. B. 5–30 Tropfen in Wasser oder lauwarmen Tee).
Auf der Haut z. B. in Salben, Haarwasser etc. Manche externe Anwendungen (z. B. Kompressen) sind historisch belegt, aber Vorsicht ist geboten (Hautreaktionen).
Wegen einzelner Inhaltsstoffe mit abführender Wirkung (z. B. Senna, Rhabarber) sollte die interne Anwendung dosiert und zeitlich begrenzt sein.
- Ideal für die Aromatherapie
- Nicht in Schwangerschaft, Stillzeit oder bei bestimmten Erkrankungen ohne Rücksprache mit einem Arzt verwenden.
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Anleitung zur Herstellung
Wie man eine Tinktur / Extrakt selbst herstellt
Hier erkläre ich Schritt für Schritt, wie du eine alkoholextraktive Tinktur bzw. ein Extrakt (wenn du später den Alkohol reduzieren willst) herstellen kannst.
Materialien und Ausrüstung
Fein geschnittenes / zerkleinertes Pflanzenmaterial oder getrocknete Kräuter
Hochprozentiger Ethanol (z. B. 96 % Trinkalkohol, je nach gesetzlicher Lage)
Glasgefäße (dunkel, luftdicht)
Filtermaterial (Filterpapier, Kaffeefilter, feines Sieb)
Glasfläschchen zur Lagerung
ggf. Vakuumrotationsverdampfer, Sandbad, Wasserbad, Rotationsverdampfer
ggf. schonende Heizplatte, Bain-marie, Temperaturregelung
evt. Schutzvorrichtungen (Lüftung, Abzug bei Dämpfen)
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Extraktionsschritte
Vorbereitung des Pflanzenmaterials
Trocknen bis Restfeuchte gering (z. B. über Trockenschrank oder Lufttrocknung).
Zerkleinerung (z. B. auf 1–3 mm) → größere Oberfläche = bessere Extraktion.
Möglich: Vorkonditionierung (z. B. kurzes Hydratisieren)
Ansetzen der Mazeration / Perkolation
Auswahl eines Mischungsverhältnisses z. B. 1:5 (Masse zu Lösungsmittel) oder 1:10 – je nach Kräuter und Ziel.
Ankornmen mit Alkohol (z. B. 50–70 Vol-%) + evtl. Wasseranteil.
Zeit: mindestens 14 Tage (besser 1 Monat oder länger) bei täglichem Schütteln.
Wenn Perkolation: Lösungsmittel durch das Material leiten (langsam)
Filtration / Abtrennung
Pflanzenreste abfiltern, idealerweise mehrfach filtern.
Für klarere Lösung: Feinstfiltration (0,45 µm) möglich
Optional: weitere Extraktionsrunden
Reststoffe erneut extrahieren, um maximale Ausbeute zu erhalten
Konzentration / Lösungsmittelreduzierung
Schonendes Verdampfen des Alkohols bei reduzierter Temperatur (z. B. unter Vakuum).
Rotationsverdampfer oder Sandbad mit sanftem Unterdruck sind sinnvoll
Ziel kann sein, das Volumen zu reduzieren oder ein fast trockenes Extrakt zu gewinnen
Lagerung / Stabilisierung
Dunkle Glastiegel oder Glasflaschen, kühl und lichtgeschützt. Man kann auch Einmalspritzen verwenden, damit lässt sich das Extrakt dann auch sehr gut für Edibles dosieren.
Option: inertgas (Argon, Stickstoff) zum Verdrängen von Sauerstoff

Wie man aus einer Tinktur schonend ein (teilweise alkoholreduziertes) Extrakt gewinnt
Wenn du den Alkoholgehalt verringern oder ein dichteres Extrakt erhalten willst, kannst du vorsichtig verdampfen:
Rotationsverdampfer unter Vakuum ist ideal – kurze Wege, reduzierte Temperaturen.
Wasserbad / Sandbad mit Unterdruck ist eine Alternative.
Gefriertrocknung / Lyophilisation: Wenn du zuerst den Alkohol entfernst und dann restliche Feuchtigkeit, kannst du ein trockenes Pulver erhalten.
Gefahren: Bei zu starkem Verdampfen kann man flüchtige Bestandteile verlieren, Überhitzung riskieren, Oxidation fördern.
Bei einigen Inhaltsstoffen ist vollständige Entfernung des Alkohols gar nicht wünschenswert, da er Träger und Stabilitätsgeber ist.
Wenn das Extrakt glänzt, ist es ein Zeichen dafür, dass noch Restalkohol vorhanden ist!

Hinweis zur Cannabisextraktion & rechtlicher Rahmen
Ich weise ausdrücklich darauf hin: Seit Inkrafttreten des CanG ist die Herstellung alkoholischer Extrakte von Cannabis in vielen Fällen verboten (auch wenn viele Regelungen rechtlich unklar sind). Aus diesem Grund gebe ich hier mein Extraktionswissen am Beispiel von Kräutern, Harzen und anderen legalen Pflanzen weiter. Grundsätzlich gilt: Das chemisch-technische Verfahren ist gleich — im Cannabisfall käme eine Decarboxylierung hinzu (z. B. Aktivierung von THCA zu THC). Oft wird das Material schon decarboxyliert, wenn man schonend den Alkohol verdampft. Eine weitere Erhitzung ist dann gar nicht mehr nötig.
Bitte beachte stets die geltenden gesetzlichen Bestimmungen und verwende das Wissen nur dort, wo es legal zulässig ist.
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Schonende Verarbeitung des Extrakts
Nach der Filtration empfiehlt sich ein zweiter, kurzer Ansatz (3–5 Tage) mit etwas frischem Alkohol, um Restinhaltsstoffe zu gewinnen. Das kombinierte Filtrat kann bei Bedarf leicht eingedampft werden (unter 40 °C). So bleibt der charakteristische Duft der Myrrhe, Safran und Angelika vollständig erhalten.
Temperatur vs. Schonung
Vermeide hohe Temperaturen (> 50–60 °C massiv) in der Extraktionsphase – viele Inhaltsstoffe sind hitzesensibel.
Beim Verdampfen: Vakuum und niedrige Temperaturen (z. B. 30–40 °C) bevorzugen, um Zersetzung zu minimieren.
Manche Stoffe decarboxylieren bei Hitze (im Cannabis-Kontext wichtig), aber bei Kräuterextrakten geht es meist um schonende Erhaltung der Originalverbindungen.
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Unterschiede bei verschiedenen Kräutern & Harzen
Harze (z. B. Boswellia Weihrauch, Myrrhe) enthalten oft lipophile oder halblipophile Stoffe, die von höherprozentigem Alkohol besser extrahiert werden.
Wurzelstoffe oder harte Wurzeln reagieren oft langsamer – längere Mazerationszeit oder mehr Lösungsmittel nötig.
Blüten / ätherisch reiche Pflanzenteile setzen schnell Duft- und flüchtige Stoffe frei – zu hohe Hitze vermeiden.
Manche Pflanzen enthalten Gerbstoffe oder starke Bitterstoffe – wenn sie zu stark extrahiert werden, kann der Geschmack oder die Verträglichkeit leiden.
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Häufige Fehler & Troubleshooting
| Fehler / Problem | Warum es auftritt bei deinen Zutaten | Wie man’s vermeidet / korrigiert |
|---|---|---|
| Inhomogene Mischung | Du hast eine große Vielfalt an Wurzeln, Harzen, festen und flüchtigen Komponenten (z. B. Kampfer, Muskat, Myrrhe). Unterschiedliche Teile nehmen Alkohol verschieden auf. Manche sind hart, manche weich. | Vorab gründlich und gleichmäßig zerkleinern. Teilmengen getrennt extrahieren wenn nötig (z. B. Harze separat behandeln). Feinheitsgrad anpassen (z. B. Wurzeln ganz fein, Harze klein gebrochen). |
| Zu hohe Hitze / zu lange Extraktionszeit | Komponenten wie Safran, Kampfer, bestimmte ätherische Öle oder Muskatblüte sind hitze- und lichtempfindlich. Überhitzen kann flüchtige Wirkstoffe zerstören oder Aromastoffe verlieren lassen. | Kalte oder mäßige Temperatur (z. B. ≤ 40-50 °C) einsetzen bei Extraktion. Temperatur überwachen. Mazeration statt Heißextraktion bevorzugen, wenn viele flüchtige Stoffe dabei sind. |
| Ungünstige Alkoholkonzentration | Einige Zutaten (Myrrhe, Kampfer, Harze) benötigen höheren Alkoholanteil, andere (z. B. Safran) profitieren bei moderatem Ethanol-Wasser-Mix. Zu hoher Alkoholanteil kann polare Stoffe nicht ausreichend lösen; zu niedriger kann Harze schlecht extrahieren und Mikrobenwachstum fördern. | Teste Mischverhältnisse – z. B. 60–70 % Ethanol bei Harzen/Harzigen Komponenten, 40-60 % bei mehr Blüten / empfindlichen Bestandteilen. Eventuell gestaffelte Extraktion: zuerst mit höherem Alkohol, danach mit niedrigerem. |
| Unzureichende Filtration / Klärung | Sehr harzige oder ölhaltige Bestandteile (Harze, Kampfer, Muskat) können Suspensionen, Trübungen erzeugen; Kieselerde oder Tonerde, falls grob, lassen sich schwer entfernen. | Mehrstufige Filtration (Sieb → Filterpapier → Feinstfilter). Verwendung von Sedimentationszeiten vor dem Filtern. Aktivkohle oder Bentonit (vorsichtig) zur Klärung erwägen, wenn Geschmack / Klarheit gewünscht. |
| Restalkohol & Verdampfung falsch gemacht | Wenn du versuchst, den Alkohol zu reduzieren oder zu entfernen, besteht die Gefahr, dass zu schnelle Verdampfung bei zu hoher Temperatur empfindliche Bestandteile (z. B. ätherische Öle, volatiler Kampfer) verloren gehen. | Verdampfung unter Vakuum oder in einem schonenden Wasserbad / Sandbad mit Temperaturkontrolle. Kleine Portionen, kurze Wege, niedriger Druck. Überwachung mit Thermometer. |
| Überdosierung oder ungünstiges Mengenverhältnis | Einige Bestandteile sind stark wirkend oder sogar reizend (z. B. Sennesblätter als starkes Abführmittel; Kampfer in hoher Dosis giftig; Muskat und Muskatblüte mit psychoaktiven/neurotoxischen Eigenschaften in sehr großen Mengen). | Vorsicht mit senna-/rhabarberhaltigen Bestandteilen. Einnahmezeit und Menge begrenzen. Vor allem bei innerer Anwendung: kleine Dosierungen testen, ggf. Mischungsverhältnis anpassen. |
| Wechselwirkungen & individuelle Empfindlichkeiten | Safran, Kampfer, Muskat etc. können auf bestimmte Organismen (z. . B. Leber, Kreislauf) wirken oder in Kombination mit Medikamenten problematisch sein. | Vor Anwendung klären: Gibt es Vorerkrankungen? Medikamente? Test auf Verträglichkeit (z. B. Haut, Verdauung). Bei Unsicherheit ärztlichen Rat einholen. |
| Fehlende Stabilität / Verfälschung durch Licht, Sauerstoff, Feuchtigkeit | Einige Bestandteile oxidieren oder degradieren, andere verderben bei Feuchtigkeit. | Lagerung in dunklen, luftdichten Flaschen. Verwendung von Braunglas. Kühl lagern. Alkoholgehalt hoch genug halten, um mikrobiologisches Wachstum zu verhindern. |
| Ungenauigkeit bei der Dosierung in Hausrezepturen | Hausgemachte Tinkturen variieren stark; die Dichte der Lösung, individuelle Unterschiede, Variabilität der Kräuter beeinflussen Wirkstoffgehalt. | Beschrifte Datum, Kräutermenge, Alkoholkonzentration. Wiederholtes Verfahren standardisieren. Wenn möglich, Qualitätskontrolle (Visuelle Farbe, Geruch, Tropf-Menge). |
- Zu niedriger Alkoholgehalt: führt zu Schimmel oder unvollständiger Extraktion.
- Licht- oder Hitzeschäden: zerstören empfindliche Komponenten (Safran, Myrrhe, Angelika).
- Zu lange Mazeration: kann zu Bitterüberladung führen (v. a. Wermut, Enzian, Sennes).
- Unzureichendes Schütteln: Extraktion bleibt ungleichmäßig – führt zu Trübungen.
- Falsche Filtermaterialien: Aktivkohle oder zu feine Filter binden Wirkstoffe.
- Falsche Lagerung: Offene Behälter führen zu Oxidation, Verlust ätherischer Öle.
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Herausfordernde Aspekte & Risiken
Hitzeexposition kann empfindliche Verbindungen (z. B. ätherische Öle, fragile Flavonoide) zerstören.
Oxidation & Licht: Viele Inhaltsstoffe sind licht- und sauerstoffempfindlich.
Alkoholbelastung: Bei hoher Aufnahme kann der Alkoholanteil gesundheitlich problematisch sein. ScienceDirect
Gesetzliche Restriktionen insbesondere bei Cannabis – siehe weiter unten.
Warnungen & kritische Aspekte
Verwende kein Isopropanol, Aceton, Methanol als Extraktionsmittel! Diese Lösungsmittel sind toxisch oder ungeeignet zur oralen Anwendung.
Sei vorsichtig mit Kräutern, die starke Wirkungen haben (z. B. Senna, Rhabarber) – Überdosierung vermeiden.
Viele Internetquellen versprechen Heilwirkungen ohne Belege. Frage kritisch: Woher stammt die Studie? Wie groß war die Gruppe?
Einige Tinkturen können mit Medikamenten interagieren (z. B. durch Hemmung von Enzymen, Beeinflussung der Verdauung).
Hitze, Licht und Sauerstoff zerstören Wirkstoffe – Lagerung und Prozessführung sind entscheidend.
Alkoholgehalt: Zu hoher Restalkohol bei internem Gebrauch kann gesundheitlich belastend sein.
Stabilität: Nicht alle Tinkturen halten sich gleich gut – manche Inhaltsstoffe zersetzen sich über Monate.
Studien & wissenschaftliche Erkenntnisse
Mehrere Studien belegen die verdauungsfördernden und antibakteriellen Effekte von Bitterstoffen aus Wermut, Enzian und Angelikawurzel. Safran und Myrrhe zeigen in Untersuchungen antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Aktuelle Arbeiten beschäftigen sich auch mit synergistischen Effekten traditioneller Kräuterrezepturen auf das Mikrobiom.
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20 Kräuter / Pflanzen, die sich sehr gut für Alkoholextraktion eignen (neben der Schwedenmischung)
Hier sind 20 Kräuter, die oft in der Kräuter- und Phytochemie wegen guter Extraktionseigenschaften geschätzt werden:
Eisenkraut / Zitronenverbene (Verbena officinales)
Mariendistel (Silybum marianum)
Schisandra (Schisandra chinensis)
Rosenblüten (Rosa spp.)
Salbei (Salvia officinalis)
Thymian (Thymus vulgaris)
Ingwer (Zingiber officinale)
Kurkuma (Curcuma longa)
Echinacea (Echinacea purpurea)
Brennnessel (Urtica dioica)
Holunder (Sambucus nigra)
Ringelblume (Calendula officinalis)
Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
Boldo Blatt (Plectranthus boldus)
Astragalus (Astragalus membranaceus)
Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi)
Diese Auswahl deckt ein Spektrum an Wirkstoffen (Flavonoide, Polysaccharide, Triterpene) ab und wird in der Phytopharmakologie oft eingesetzt.
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Beratung zu Extraktion
Ich hoffe, dieser umfassende Überblick zur Alkoholextraktion von Kräutern und Harzen mit dem Schwerpunkt Schwedenkräuter gibt dir wertvolles Wissen und Orientierung. Wenn du Fragen hast – etwa zur Anpassung für konkrete Kräuter, zur Decarboxylierung oder zur Optimierung deines Labors – melde dich gerne. Ich biete auch persönliche Beratungen an, falls du tiefer in praktische Extraktionstechniken einsteigen willst.
Disclaimer
Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Schwedenkräuter enthalten pharmakologisch aktive Substanzen, deren Wirkung individuell variieren kann. Anwendung stets mit fachkundiger Prüfung.
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Sehr interessant, ich werde auf jeden Fall auch einige Kräuter extrahieren 😉
Danke für die tolle Zusammenfassung und für die super Empfehlungen!